Simon Ramseier Spam Warum ist Spam schlecht?

Warum ist Spam schlecht?

Nach einem Artikel von John Levine auf spam.abuse.net. Einen ausführlicherer Text, der vor allem die Problematik des Spams auf dem Usenet (Newsgroups), aber auch für E-Mail, behandelt, findest Du hier.

Frage: Warum wirst Du so wütend, wenn Du E-Mail erhältst, die Du nicht verlangt hast?

Es gibt verschiedene Antworten:

  1. Die Kosten. E-Mail-Spam ist einzigartig in der Hinsicht, dass der Empfänger viel mehr dafür bezahlt als der Absender. Der Absender bezahlt nur ein Konto bei einem Provider und ein paar Minuten bis Stunden Telefongebühren. Der ganze Rest wird vom Empfänger bezahlt. Dabei ist nicht nur an die Zeit und Telefongebühren zum Herunterladen des Spams zu denken. Spam verstopft auch die Leitungen und die Mailserver des Providers. Spams mit ungültigen Adressen erzeugen Fehlermeldungen, die der Provider erhält. Alle diese Kosten des Providers werden natürlich über die Gebühren auf die Kunden überwälzt. Aber auch die Zeit des Empfängers ist ein Faktor. Das ist kein Problem bei einem einzigen Spam. Aber was, wenn man hundert Spams pro Tag erhält?
     
  2. Das Problem der Masse. Viele Spams sagen "wenn Sie wünschen, ab unserer Liste genommen zu werden, antworten sie mit REMOVE". Selbst wenn man die Frage, warum man darum bitten muss, ab einer Liste genommen zu werden, auf die man gar nie eingetragen werden wollte, einmal ignoriert, funktioniert dieses Prinzip nicht mehr, sobald das Volumen grösser wird. Zur Zeit erhalten die meisten von uns nur einige wenige Spams. Aber überlege Dir einmal, was passiert, wenn nur ein Zehntel eines Prozentes der Internetbenutzer beschliessen würden, Spams zu verschicken, und zwar mit einer Rate von 100'000 Spam pro Tag. (Dies ist mit einem normalen Dial-Up-Konto problemlos möglich.) Jeder von uns würde jeden Tag 100 Spams erhalten. Wenn auch nur ein Prozent aller Benutzer so spammen würden, hätten wir alle 1000 Spams pro Tag. Ist es sinnvoll, von jedem Internetbenutzer zu verlangen, jeden Tag 100 Nachrichten mit "remove" zu verschicken? Sicherlich nicht. Wenn das Spam-Problem grösser wird, werden unsere Mailboxen so verstopft damit, dass wir sie nicht mehr für normales Mail verwenden können. Das ist kein fernes Horrorszenario; auf AOL, dem grössten Provider der Welt, der jeden Tag zig Millionen Spams erhält, kämpfen schon heute viele Benutzer mit diesem Problem.
     
  3. Der Diebstahl der Ressourcen anderer Leute. Die meisten Spammer verwenden nicht ihre eigenen Mailserver; entweder haben sie gar keine eigenen Server, oder aber ihre Server werden von anderen Providern geblockt. Sie versenden ihre Spams einfach über Server, die gar nicht ihnen gehören. So ein Missbrauch kann einen Server lahmlegen, er kostet auf jeden Fall dem betreffenden Provider hunderte bis tausende Franken in verlorener Bandbreite, verschwendetem Diskplatz, Zeit zur Bearbeitung von Fehlermeldungen usw. Viele Spammer eröffnen Kontos mit dem einzigen Zweck, damit Spams zu versenden. Sobald der Spam weg ist, machen sie sich aus dem Staub - die Rechnung bezahlen sie nie. Der Provider kann dann in oft stundenlanger Arbeit aufrämen - Fehlermeldungen löschen, Reklamationen beantworten usw.
     
  4. Es handelt sich um Müll. Die allermeisten Spams, die ich erhalte, machen Werbung für wertlose Sachen, sind irreleitend oder sogar illegal. Es handelt sich um Pyramidenschemen, Software zum Verschicken von Spam, Wunderkuren, irgendwelche dubiose Anbieter von Internet-Dienstleistungen, Immobilien in Südostasien, Pornographie und so weiter, und so fort. Alles Sachen, die so wertlos sind, dass es sich nicht einmal lohnt, für die Werbung etwas zu bezahlen - also lässt man die Empfänger bezahlen. Ausserdem sind die Kosten des Versendens von Spam so gering, dass es sich nicht lohnt, nur an ein bestimmtes Zielpublikum zu schicken, also schickt man einfach an alle - ist ja egal, wenn nur Promillebruchteile der Empfänger überhaupt daran interessiert sein könnten.
     
  5. Spammer sind Lügner. Oftmals behaupten Spammer, die Empfänger hätten die Werbung ausdrücklich gewünscht. In Wirklichkeit sammeln sie Adressen aus Newsgroups, aus Webpages, aus Mailinglisten usw. Viele Spams sind absichtlich so gemacht, dass man nicht auf den ersten Blick merkt, dass es sich um Spam handelt. Absenderadressen werden gefälscht. Kritiker werden bedroht. Spam-Software ist so gemacht, dass es für den Provider schwierig ist, einen Versand rechtzeitig zu bemerken. Die meisten Spammer geben den Empfängern die "Möglichkeit", aber ihrer Liste genommen zu werden. Wenn man diese "Remove"-Listen aber testet, indem man eine neue, ungebrauchte Adresse dort hinschickt, findet man oft heraus, dass diese bisher unbekannte Adresse innert Tagen bis Stunden Spam erhält - die Spammer benutzten die Liste der Leute, die keinen Spam wollten, weil sie wissen, dass diese Leute ihr Mail sicherlich lesen!

In der Schweiz haben wir im Moment noch keine Probleme mit professionellen Spammern, die alles unternehmen, um ihren Spam zu verschicken. Aber nur, weil es sich bei einem Spammer um eine kleine Firma handelt, ist ihr Spam noch lange nicht in Ordnung. Auch wenn sie nur kleine Mengen verschicken. Auch wenn man sich aus den Listen austragen kann. Auch wenn sie ihren Spam deutlich als Spam kennzeichnen. Diebstahl ist Diebstahl, egal wie gross die Deliktsumme ist. Und Spam ist Diebstahl - Diebstahl der Zeit der Empfänger, ihrer Telefonleitung, des Platzes auf dem Mailserver des Providers, der Standleitung des Providers.

Wie kann man denn Werbung machen auf dem Internet?

Es gibt viele Arten, gute und akzeptierte Werbung auf dem Internet zu machen. Zum Beispiel mit Werbebannern auf beliebten Seiten. Mit Sponsoring von guten Aktionen. Mit dem Einrichten einer Mailingliste, auf der nur Leute sind, die dies ausdrücklich verlangt haben. Mit Werbung ausserhalb des Internets, in Zeitungen, Radio usw. Viele Gedanken hierzu findet man auf spam.abuse.net. Eines haben alle Methoden gemeinsam: Die Kosten werden vom Werber bezahlt, und nicht vom Umworbenen.

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